„Herberge des Lebens“ – Wie Kindern im Kinderhospiz Mitteldeutschland geholfen wird

„Jedes Jahr bekommen in Deutschland mehr als 6500 Eltern die schockierende Diagnose, dass ihr Kind von einer unheilbaren Krankheit betroffen ist“, sagt Uwe Köhler. Plötzlich brach reinste Stille aus. Es sind Aussagen wie diese, welche die Schüler des achten Jahrgangs des Friedrich-Ludwig-Jahn-Gymnasiums schockierten. Uwe Köhler, ein Vertreter der gemeinnützigen Trägergesellschaft des Kinderhospiz Mitteldeutschlands, erzählt über die wichtige Arbeit in einem Kinderhospiz.

Die Arbeit in einem Kinderhospiz
Jährlich erhalten in Deutschland ca. 500.000 Menschen die schockierende Diagnose an Krebs oder anderen unheilbaren Krankheiten (…) erkrankt zu sein. Insbesondere Kinder sind von diesen sehr stark betroffen. Zurzeit leben in Deutschland über 50.000 Kinder, welche unheilbar krank sind. Doch wie gehen die betroffenen Familien damit um? „Dabei bricht für die Eltern eine Welt zusammen und es beginnt eine sehr angespannte Zeit“, sagt Köhler. „In dieser Zeit suchen die Familien oft nach Behandlungsmöglichkeiten und auch der gewöhnliche Alltag stellt für die Familie eine enorme psychische Belastung dar“, fügt Köhler hinzu. Doch diesen Problemen der Familien nehmen sich deutschlandweit 18 Kinderhospize an. „Bis zu 28 Tage kann sich eine Familie jährlich eine Auszeit im Kinderhospiz Mitteldeutschland nehmen“, erklärt Köhler. Die dadurch entstehende Abwechslung vom sonst so grauen Alltag tut besonders dem kranken Kind gut. Die Kinder befinden sich in einer Einzelbetreuung und haben dennoch auch die Möglichkeit ihre Familien regelmäßig zu sehen. In der Einzelbetreuung können die Kinder zusammen mit einem Pädagogen verschiedene Dinge unternehmen. „Es gibt unterschiedliche Arten von Therapien“, erzählt Köhler. Hier können die Kinder in ein Therapiebad gehen oder an Tier gestützten Therapien teilnehmen. Dennoch erzählt Köhler, dass die meisten auch einfach nur auf dem Spielplatz des Kinderhospizes spielen wollen. „In dieser Situation sind es meist eher die kleinen Dinge, die die Kinder schätzen“, so Köhler. Außerdem verweist er darauf, dass das Kinderhospiz kein Ort ist, an dem die Kinder auf ihren Tod vorbereitet werden sollen. Es ist eine „Herberge des Lebens“, in welcher sie von ihrer schlimmen Lage etwas abgelenkt werden sollen.

Unterstützung der Familien
Zudem sagt Köhler, dass es ihn selbst und seine Kollegen mit großer Freude erfüllt, diesen Kindern trotz ihrer misslichen Situation, etwas Freude und Spaß zu bescheren. Dennoch verweist er darauf: „Die Gesundheit der Kinder steht an oberster Stelle, deshalb gelten strenge Hygienemaßnahmen“. Neben der Betreuung der Kinder ist es auch wichtig, sich um deren Familien zu kümmern, so Köhler. „Auch für die Geschwisterkinder ist dies eine schwere Zeit“, sagt Köhler. Deshalb stehen die Pfleger und Pädagogen in einem engem Verhältnis zu den
Kindern, weshalb auch der Tod eines dieser Kinder, eine sehr große Belastung für die Mitarbeiter des Kinderhospizes darstellt. Sobald der diagnostizierte Sterbezeitraum eines Kindes beginnt, reisen die Familien meist ab, um die letzten gemeinsamen Tage mit dem Kind zu Hause zu verbringen. Jedoch dürfe man auch nach dem Tod des Kindes die Familien nicht allein lassen, so Köhler. „Auch nach dem Tod des Kindes kann die Familie Unterstützung zur Trauerbewältigung erhalten“, erklärt er.

Spenden, um zu helfen
In vielerlei Formen fallen im Kinderhospiz Kosten an. Doch wie finanziert das Kinderhospiz Bereiche, wie Verpflegung, Reparaturen oder die Bezahlung der Mitarbeiter? Laut dem Vertreter der gemeinnützigen Trägergesellschaft des Kinderhospiz Mitteldeutschlands fallen rund 65% der Einnahmen auf Spenden zurück. Insbesondere Kindergärten und Schulen sorgen durch das Veranstalten von Kuchenbasaren oder anderweitiges Engagement für viele Spenden für das Kinderhospiz, weshalb Uwe Köhler sie auch als „große finanzielle Stützen“ bezeichnet. Er erwähnt aber auch, dass viele Gewerkschaften und Gemeinschaftseinrichtungen für viele Spenden sorgen. Außerdem tragen viele Prominente, wie z.B. Joey Kelly oder Roland Kaiser durch Werbung für das Kinderhospiz Mitteldeutschland zur finanziellen Unterstützung dessen bei.

Fazit Köhlers
Dennoch verweist Köhler darauf: „Es geht nicht darum viel zu spenden, sondern um das Engagement, denn nur so können wir jenen helfen, die die Hilfe dringend benötigen“. Außerdem sieht er seine Freude daran mit Menschen zusammenzuarbeiten, als Grund, weshalb er diesen Beruf für sich gewählt hat. Letzten Endes steht für Uwe Köhler fest: „Es ist weniger ein Job, mehr eine Berufung“.

Von Simon Timm

Klasse 8a

Friedrich-Ludwig-Jahn-Gymnasium Salzwedel