Mit viel Herzblut im Beruf – Ein Leben mit Kindern und für Kinder

Die Pädagogen einer Schule müssen viele Aufgaben bewältigen. Das umfasst nicht nur das Unterrichten. Auch das Vor- und Nachbereiten von Unterrichtsstunden, Korrekturen der Schülerarbeiten, die Elternarbeit und viele Dinge mehr gehören dazu. Und nicht zu vergessen das Arbeiten mit Kindern und Jugendlichen.

Ein regionales Förderzentrum in unserer Stadt

Zu Besuch im Förderzentrum „Johann Heinrich Pestalozzi“ ist heute eine ehemalige Lehrerin, die langjährig an dieser Schule tätig war. Sie hat fast 43 Jahre unterrichtet und viele Schüler, Schülerinnen auf ihrem Weg begleitet. Ein Treffen ist vereinbart vor Ort in der Schule am Nachmittag. Die Schule ist nach einem bekannten Schweizer Pädagogen benannt, der vor etwa 250 Jahren lebte. Seine Prinzipien und Ziele sind auch heute noch im Unterricht zu erkennen: „Das Leben meistern – mit Kopf; Herz und Hand“. Beim Betreten der Schule spürt man einen typischen Schulgeruch. Es duftet nach Büchern, nach Küche und nach Farben aus dem Kunstraum. Die Schule hat sich in den letzten Jahren sehr verändert. So die Sanierung der Gebäude, der Einbau einer modernen Hauswirtschaftsküche, Renovierungen der Räume und Flure und die im Bau befindliche Turnhalle. Die Klassenräume sind mit Schülerarbeiten gestaltet, was zur Lernfreude beiträgt. Die neue Hauswirtschaftsküche ist sehr großzügig, hell und modern ausgestattet. Das Lernumfeld ist mit entscheidend dafür, dass die Schule eine Wohlfühlschule ist.

Der Werdegang zum Traumberuf

Mit freundlichen Worten empfängt mich Frau Lübeck: „Ich finde es schön, dass es Interesse für unsere Schule gibt. Vielleicht inspiriert das auch andere Schüler, Schülerinnen, den Weg des Lehrers einzuschlagen. Ich hatte schon früh den Berufswunsch, Lehrerin zu werden. Vorbilder waren meine eigenen Lehrer, Lehrerinnen, die in der Schulzeit mit Liebe zum Beruf und Konsequenz unterrichtet haben. Während meiner Schulzeit bin ich sehr gerne zur Schule gegangen. Als Schülerin hatte ich bereits eine Patenklasse. Es hat mir viel Spaß gemacht, den Kindern bei den Hausaufgaben zu helfen und bei Bastel- und Spielnachmittagen mitzuwirken.“ Frau Lübeck führt zu ihrem Studium aus: „Zu meiner Zeit in den 70er Jahren war es kein großes Problem, den Studienweg zur Lehrerin zu absolvieren. Voraussetzungen waren sehr gute schulische Leistungen für die Bewerbung zum Studium. Das erste Studium habe ich als Unterstufenlehrerin beendet. Dann anschließend an der Humboldt-Universität zu Berlin mein Studium zur Sonderschulpädagogik abgeschlossen. Während meines ersten Studiums war es schon mein Wunsch, an der damaligen Hilfsschule in Salzwedel zu unterrichten. Später habe ich mich freiwillig bereit erklärt, an dieser Schule zu arbeiten. Die Lehrerstelle habe ich problemlos bekommen, weil Lehrkräfte an der Schule fehlten. Der Schulleiter war sehr froh über meine Entscheidung. Ich kannte die Schule bereits, weil meine Tante dort tätig war. So konnte ich mir im Vorfeld schon einen Eindruck verschaffen. Ich war total motiviert und schaute mit großer Zuversicht auf mein zukünftiges Berufsleben. Mein gesamtes Lehrerinnenleben habe ich an dieser Schule unterrichtet, mit viel Herzblut und Engagement.“

„Das Leben meistern – mit Kopf, Herz und Hand.“

Jeder, der mit Menschen arbeitet, egal ob jung, alt, groß oder klein, weiß, dass man dafür gewisse Voraussetzungen benötigt. Interessant ist aber, wie die Schüler, Schülerinnen an dieser Schule beschult wurden. Frau Lübeck erklärt dazu: „Die Kinder und Jugendlichen mit Lernbeeinträchtigungen wurden nach einem Lehrplan unterrichtet. Der Unterricht erfolgt in kleinen Klassen. Die Abläufe waren sehr strukturiert, vereinfacht und mit vielen Wiederholungen versehen. Es wurde mit allen Sinnen (hören, sehen und fühlen) gearbeitet. Lehrer, Lehrerinnen waren enge Bezugspersonen der Schülerschaft, gravierende Verhaltensauffälligkeiten waren die Ausnahme. Ich habe insgesamt fast 43 Jahre unterrichtet. In den ersten Jahren bis zur achten Klassenstufe vorrangig in den Fächern Deutsch, Mathe und Sport. Später dann in verschiedenen Klassenstufen mit vielen unterschiedlichen Fächern und immer als Klassenleiterin.“
In der heutigen Zeit hat sich der Schulalltag gewandelt. Die Herausforderungen sind gestiegen. Schüler, Schülerinnen sind nicht immer und auch nicht mehr so leicht zu begeistern und zu motivieren. Schule bekommt oft keine ausreichende Wertschätzung. Manches bleibt oft auf der Strecke. Es fehlen häufig Lerneinstellungen, Disziplin und Fleiß.
Auf die Frage hin, ob Frau Lübeck den Beruf wieder wählen würde, erzählt sie: „Ja, ich würde den Beruf wieder wählen, weil mir die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen viel Freude bereitet. Zu Beginn hatte ich einen tollen Einstieg und ein nettes, hilfsbereites Kollegium. Die Wertschätzung der Gesellschaft, besonders der Eltern, war hoch. Das Motto lautete, die Eltern mit ins Boot zu holen. Es war mein Traumberuf mit allen Höhen und Tiefen, denn auch die gab es. Es ist schön, Kinder auf ihrem Entwicklungsweg zu begleiten, Wissen und Werte zu vermitteln und Lernen mit Freude und Spaß zu verbinden. Es gibt noch viele Gründe mehr, um Pädagoge zu werden. Ich glaube, dass jeder Pädagoge, der für diesen Beruf mit Herzblut brennt, eine ähnliche Sicht hat.“
„Der größte Erfolg eines Lehrers ist es, sagen zu können, dass seine Schüler arbeiten, als wäre er nicht da.“ (Marie Montessori, Pädagogin)
Es berührt sehr, mit wie viel Freude und Engagement Frau Lübeck unterrichtet hat. Und das in einem Beruf, der heute sehr viel abverlangt. Der Beruf des Lehrers sollte Berufung sein, denn es geht um die Zukunft unserer Kinder.

Von Leonie Lübeck

Klasse 8d

Friedrich-Ludwig-Jahn-Gymnasium Salzwedel