Beschulung von ukrainischen Kindern in Magdeburg

Kinder und Jugendliche aus der Ukraine, die auf Grund des Krieges ihre Heimat verlassen mussten, gehen nun in Deutschland zur Schule. Dabei gibt es unterschiedliche Ansätze, wie diese Schülerinnen und Schüler in das deutsche Schulsystem integriert werden. Fast alle kamen im März 2022 nach Deutschland und wenig später an die deutschen Schulen. Anlass genug, das zurückliegende Jahr Revue passieren zu lassen und zu fragen, womit die Stadt Magdeburg und die ukrainischen Schüler*innen zu kämpfen haben.
Heute besuche ich den Fachbereich für Schule und Sport und werde ein Paar Fragen stellen, an die Stadtmitarbeiterin Frau Schmalreck.Schüleraufnahme in Magdeburg
Redakteurin: Guten Tag Frau Schmalreck, haben die ukrainischen Kinder Schulpflicht in Deutschland?

Frau Schmalreck: Ja, nach Schulgesetz §40 haben auch die ukrainische Kinder Schulpflicht in Deutschland.

Redakteurin: Wie viele ukrainische Kinder und Jugendliche werden aktuell in Magdeburger beschult?

Frau Schmalreck: Wir haben in Magdeburg seit dem Kriegsbeginn insgesamt 1261 Kinder im schulpflichtigen Alter registriert und davon sind 234 Kinder bereits umgezogen. Die sind in Magdeburg gewesen und sind dann innerhalb Deutschland weiter verzogen oder in die Ukraine zurückgekehrt. Von 1261 Kindern sind 890 aktiv im Schulsystem in unterschiedlichen Schulformen, IGS, Gymnasium, Gemeinschaftsschulen oder Berufsbildenden Schulen.

Redakteurin: Wie viele Schüler besuchen Gymnasien?

Frau Schmalreck: Es sind 190 Schüler aktuell in einem Gymnasium.

Redakteurin: Ich habe gehört, dass viele ukrainische Schüler ihre Schulen in der Ukraine online besuchen. Wie funktioniert es?

Frau Schmalreck: In Magdeburg gibt es die Möglichkeit, für die älteren Klassen einen ukrainische Abschluss online zu machen. Momentan gibt es in Magdeburg eine Klasse von ungefähr 12 Schüler. Die gehen täglich zur IGS „W.Brandt“ und machen einen Online – Unterricht mit ihrer ukrainischen Schule über die Rechner. Gleiches gibts es noch an der berufsbildenden Schule “H.Beims“ in der neunten Klasse. Wir erleben auch ganz oft, dass die ukrainischen Schüler in Magdeburg die Schule besuchen und parallel dazu von zu Hause aus am Online – Unterricht teilnehmen, um den ukrainischen Abschluss zu erwerben.

Redakteurin: Warum versuchen so viele Schüler den ukrainischen Abschluss zu machen?

Frau Schmalreck: Wenn die Schüler die 11. Klasse in der Ukraine abgeschlossen haben , dann sind sie von der deutschen Schulpflicht befreit.

Redakteurin: In Magdeburger Schulen gab es Ankunftsklassen für ukrainische Schüler. Gibt es die immer noch?

Frau Schmalreck: Ja, die gibt es noch vereinzelt. Zum Schuljahr 2022/23 gab es 9 Ankunftsklassen in Grundschulen, Gymnasien und Gemeinschaftsschulen. Im Laufe des Schuljahres wurden aber die Kinder in die Regelklassen zugewiesen. Momentan gibt es nur noch 2 Ankunftsklassen.

Redakteurin: Kommen jetzt immer noch neue ukrainische Schüler nach Magdeburg?

Frau Schmalreck: Wöchentlich bekommen wir Zuzüge und Wegzüge vom Einwohnermeldeamt mitgeteilt, und wir beobachten schon seit längerer Zeit, dass mehr Ukrainer wegziehen als herkommen.

Redakteurin: Welche Schwierigkeiten kamen auf Sie mit der Schulpflicht von ukrainischen Kindern zu?

Frau Schmalreck: Es war eine zusätzliche Aufgabe für uns, diese Masse hier zu versorgen, denn natürlich gibt es die Sprachbarriere. Es war ein großes Problem. Die Kapazitäten in der Schulen sind stark begrenzt .Wir haben die Schulen gefragt, wie viele Kinder aufgenommen werden können, wo gibt es noch Klassenräume, welche man einrichten könnte? Die Zahlen von den ukrainischen Schülern haben sich jeden Tag verdoppelt.
Jetzt haben wir tolle Kolleginnen hier, die uns dabei sprachlich und fachlich unterstützen.

Redakteurin: Vielen Dank für das Interview!

Frau Schmalreck: Gerne!

Jetzt werde ich noch die Meinung und Erfahrung von Veronika (12) erfragen. Sie kann sich schon größtenteils auf Deutsch äußern. Manchmal nutzt sie jedoch Englisch oder den Google – Übersetzer. Bei der Verschriftlichung wurden Satzbau und Grammatik korrigiert.

Redakteurin: Hallo, Veronika.

Veronika: Hallo.

Redakteurin: Wann bist du nach Deutschland gekommen?

Veronika: Ich bin am 19. März 2022 in Magdeburg angekommen.

Redakteurin: In welche Schule gehst du?

Veronika: Ich besuche das Werner-von-Siemens-Gymnasium und bin in der 5. Klasse.

Redakteurin: Welche Unterschiede merkst du. Veronika N. (12), Schülerin aus der Ukraine, zwischen der deutschen und der ukrainischen Schulen?

Veronika: In Deutschland bekommen wir viel weniger Hausaufgaben. Die deutschen Schüler und Lehrer sind viel netter. In der Ukraine schreien die Lehrer und schimpfen ganz oft mit Schülern. In Deutschland kann das Mittagessen aus 3 Menüs gewählt werden, in der Ukraine bekommen alle Schüler gleiches Essen und man kann nicht zwischen Menüs wählen. In der Ukraine haben wir nicht so oft Ferien, wie in Deutschland. Dafür dauern unsere Sommerferien 3 Monate. Ich finde aber, dass öftere und kürzere Ferien viel besser sind, weil man während der dreimonatigen Ferien alles vergisst.

Redakteurin: Machst du parallel auch ukrainisches Online – Unterricht?

Veronika: Ja. Ich bin dort in der 6. Klasse und bekomme jeden Tag Aufgaben aus der ukrainischen Schule. Im Moment absolviere ich die 6. Klasse in der Ukraine und muss deshalb in jedem Fach Tests schreiben.

Redakteurin: Wo ist der Unterricht einfacher?

Veronika: Hier ist es leichter. Ich bekomme auch schon fast in allen Fächern die Noten außer im Deutschunterricht.

Redakteurin: Hast du irgendwelche Vorschläge, was man in deutschen Schulen besser machen kann?

Veronika N. (12), Schülerin aus der Ukraine

Veronika: Nein. Ich finde die deutsche Schulen viel besser als die ukrainischen. Es ist alles ordentlich hier.

Redakteurin: Vielen Dank!

Veronika: Das habe ich gerne gemacht!

Von Urte Cavuldak

Klasse 9/3

IGS Regine Hildebrandt

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