Die Hebamme – Heldin des Kreißsaals
Mehr als nur eine Geburtshelferin
Montag. 6:55 Uhr. Die Tür des Kreißsaals öffnet sich mit einem leisen Quietschen. Jetzt beginnt die Hebamme Patricia Urban ihren 24-Stunden-Dienst. Ein langer Arbeitstag, sie ist jedoch schon daran gewöhnt. Aus einem Zimmer ertönt Baby-Geschrei. Diese Nacht scheint viel los gewesen zu sein. Doch noch weiß sie nicht, was heute passieren wird, weil die Arbeit im Kreißsaal jeden Tag anders und abwechslungsreich ist.
Vormittags ist viel los
Es geht auch gleich schon los. Ihr erster Anlaufpunkt ist das Gemeinschaftszimmer der Schwestern. Dort wird sie erst einmal informiert, was diese Nacht los war. Ihre Vermutung bestätigt sich: Diese Nacht war viel los. Danach bekommt sie ihre Aufgaben für den Dienst. Heute steht viel und Verschiedenes an. „Ich habe im Dienst auch die Aufgaben, Material, Medikamente aus der Apotheke und Wäsche zu bestellen. Das sind auch Aufgaben, die dazu gehören. Aber wir müssen auch unheimlich viel dokumentieren.“ sagt Frau Urban. „Mal ist ganz viel los, mal ist weniger los und ich plane mir dann meinen Arbeitsalltag ganz alleine. Den erstelle ich mir so ein bisschen selbst.“ ergänzt sie.
Sie muss auch direkt schon weiter, da ihre erste Aufgabe immer die Wochenbettbesuche ist. Dort besucht Frau Urban die Frauen und ihre Babys auf den Zimmern, prüft, ob alles gut ist und nimmt zum Beispiel auch Blut ab. Gleich danach möchte eine schwangere Frau sich vorstellen. Schon ab der dritten Schwangerschaftswoche haben Schwangere das Recht auf eine Hebamme. Diese begleitet die Schwangere dann durch die Schwangerschaft.
Aufmerksam bleiben
Mittlerweile ist es nachmittags. Frau Urban hat schon einen Großteil ihrer Aufgaben erledigt, wie die Wochenbettbesuche und die Vorstellungsgespräche. Gerade sitzt sie an ihrem Schreibtisch. Die Tasten des Computers klicken leise. Das ist die erste Pause, die sie seit Beginn ihrer Schicht hat. Sie erklärt: „An stressigen Tagen sind meine Pausen die Pausen, in denen ich am Computer sitze.“ Zum Glück ist gerade nicht so viel im Kreißsaal los, und nun kann sie sich auch mal etwas zurücklehnen und etwas essen. Jedoch sollte sie immer wachsam und aufmerksam bleiben. „Du musst immer auf der Hut sein und vorausschauen: Was könnte sein, wenn?“ fügt sie hinzu.
Der Fall Geburt
Im Fall einer Geburt müsste doch eigentlich Stress im Kreißsaal ausbrechen, oder? Nicht ganz, denn wenn eine Frau wegen einer Geburt eingeliefert wird, kontaktiert der Notarzt erstmal den Kreißsaal. „Wir sind da ganz entspannt.“ sagt Frau Urban. Das ist sehr gut, denn ja, der Beruf kann stressig sein, aber es sollte nie Chaos oder Angst, dass etwas passiert, ausbrechen. „Du darfst nie mit Angst an diese Arbeit rangehen und den Respekt davor nie verlieren!“ Allerdings tritt der Fall Geburt gar nicht mal so häufig ein, denn obwohl Salzwedel 23.000 Einwohner (Stand 2023) hat, gibt es nur um die 400 Geburten im Jahr.
Der Nachtdienst beginnt
22 Uhr. Jetzt fängt der Nachtdienst an. Das heißt, dass Frau Urban jetzt die einzige Schwester im Kreißsaal ist. Dies ist aber nichts Schlimmes, weil gerade nicht viel los ist. Sie hat alle Aufgaben auf ihrem Zettel erfüllt und macht jetzt noch einen nächtlichen Rundgang, um zu schauen, ob alles gut ist. Nach dem Rundgang geht sie leise ins Bereitschaftszimmer. Dort stehen Betten, auf denen die Schwestern während des (Nacht-) Dienstes schlafen können, wenn mal weniger los ist. Das Praktische am Bereitschaftszimmer ist, dass es sich direkt am Kreißsaal nebenan befindet. „Wir haben extra ein Bereitschaftszimmer direkt am Kreißsaal und wenn die Schwestern uns Hebammen brauchen, dann holen sie uns. Manchmal habe ich nachts auch 5-6 Stunden geschlafen.“, erklärt Frau Urban.
Respekt!
„Berufung, Erfüllung, Wunder.“ So würde Frau Urban ihren Beruf beschreiben. Eine Aussage, die jede Arbeitende und jeder Arbeitende gerne treffen würde. Und was wäre der Beruf, wenn er einem nicht Spaß machen würde. Man sollte für seinen Beruf brennen und das merke ich auch bei Frau Urban. Sie liebt ihren Job und arbeitet zusammen mit ihren fünf Hebammen-Kolleginnen sehr engagiert und motiviert im Kreißsaal. „Manche Kollegen fahren über eine Stunde, bis sie hier auf Arbeit sind.“
Was würden wir nur ohne Hebammen tun. Es ist einer der wichtigsten Jobs, da sie viele Aufgaben im Bereich Schwangerschaft und Geburtshilfe übernehmen. Sie verdienen großen Respekt!
Johanna Wilke, Klasse 8d, Friedrich-Ludwig-Jahn-Gymnasium Salzwedel